13 Mai
Senioren I
Finale für den Leitwolf
Im morgigen Kreispokalfinale sind die meisten Augenpaare vornehmlich auf einen der 22 Fußballer auf dem Bad Homburger Rasen gerichtet: Michael Riemann.
Sein Trainer nennt ihn ehrfurchtsvoll bisweilen schon mal „meinen Leitwolf". Und wenn er nicht mitspielen kann, dann kommt Jürgen Loos kräftig ins Grübeln. Die Rede ist von Michael Riemann, dem zugleich eisenharten wie „mit Auge" ausgestatteten Abwehrstrategen des Fußball-Gruppenligisten FC Neu-Anspach.
Für den 30-Jährigen endet morgen mit dem Kreispokalfinale um 17 Uhr in Bad Homburg gegen Außenseiter EFC Kronberg, dem Dritten der Kreisoberliga, eine lange Karriere.Michael Caspari, der Neu-Anspacher Manager, kann sich noch genau erinnern: „Es war im Sommer 2002, als Michael zu uns stieß. Zuvor hatte er in der D- und C-Jugend von Eintracht Frankfurt gespielt." Riemann kam 2002 – und blieb bis heute ein Anspacher. Nonstop. „Ich hatte eine schöne Zeit, jetzt sollen mal die anderen ran", sagt Riemann und fügt lachend hinzu: „Wenn ich jetzt schon das Buch zuklappen muss, soll wenigstens der Pokal draufstehen."
400 Spiele auf dem Buckel
„Rund 400 Spiele sind es, die der Michael für die SG Anspach und jetzt FC Neu-Anspach bestritten hat", staunt Manager Caspari, zu dem Riemann eine ganz besondere Bindung über die Jahre aufgebaut hat, „dass jemand in all der langen Zeit nie den Verein gewechselt hat, ist heutzutage absolut selten."Wohl sei es schon mal vorgekommen, dass andere Vereine die Fühler nach „Michi", wie er gerufen wird, ausgestreckt hätten.
Dass er aber dennoch stets in Anspach blieb, dafür darf sich der Manager selbst auf die Schulter klopfen: „Da sind wir immer in meine Kellerbar gegangen, und erst nachdem er dann doch sein Bleiben bei uns versichert hatte, durfte er wieder raus."Zwei Aufstiege in die Verbandsliga sind aufs Engste mit Riemann verknüpft, der bei den Aktiven auf Anhieb die Kapitänsbinde trug und dies auch morgen tut. Was ihn dafür prädestiniert? Caspari weiß es: „Ihn zeichnet eine natürliche Autorität aus. Michi, der für mich so etwas wie ein lebendes Tattoo ist, genießt in unserem Verein, aber auch bei anderen Clubs größten Respekt."
Die Hüfte schmerzt
Riemann arbeitet für einen Bad Homburg Finanzdienstleister. Dass er morgen letztmals ins Anspacher Trikot schlüpft („Ohne Schmerztablette geht’s nicht, zudem bin ich noch erkältet – aber das geht schon"), liegt daran, dass er sich seit vergangenem Jahr mit einer schmerzhaften Hüftarthrose herumquält, die er zunächst für eine lapidare Adduktorenzerrung hielt. Anspachs Leitwolf gibt morgen deshalb seinen fußballerischen Ausstand: „Unwiderruflich, was will man machen, wenn man eine Hüfte wie ein 80-Jähriger hat", sagt er.Und wie geht’s mit ihm „nach morgen" weiter? Nun, nachdem er sich dieses Jahr mit seiner Freundin Madalina Marian, Handballerin der HSG Anspach/Usingen, verlobt hat, stehe 2016 der Gang vor den Traualtar an. Was den sportlichen Bereich angeht, habe er noch „keine konkreten Pläne". Manager Caspari aber schon: „Ich hoffe, dass wir Michi in unseren Verein einbinden können. Da kann ich ihn mir in der sportlichen Leitung sehr gut vorstellen." Caspari konkret: „Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich ihn mir als meinen Nachfolger wünschen." Das wäre was für den Leitwolf.
Der Weg ins Endspiel, 1. Runde: Teutonia Köppern – EFC Kronberg 6:7 n. E., SpVgg Bad Homburg – FC Neu-Anspach 0:3
2. Runde: DJK Bad Homburg – EFC Kronberg 3:5 n. V., FC Neu-Anspach – Usinger TSG 2:1.
Viertelfinale: SG Oberems/Hattstein – EFC Kronberg 0:9, SG Oberhöchstadt – FC Neu-Anspach 2:4.
Halbfinale: TSG Wehrheim – EFC Kronberg 0:4, FC Neu-Anspach – TSV Vatanspor HG 3:0.
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