21 Sep
Senioren I
Spiel der Woche: FCNA siegt auf Kartoffelacker
Zehn Saisonspiele und noch kein dreifacher Punktgewinn: Als der Aufsteiger aus der Brunnenstadt die Chance witterte, schwächte er sich selbst.
Nach dem Schlusspfiff war Mehmet Cetin, Trainer von Fußball-Gruppenligist Eintracht Oberursel, richtig sauer auf seinen Torhüter Mike Itter. „Gestern habe ich meinen Torwart noch auf sein schlechtes Schuhwerk hingewiesen, das mir für ein Spiel auf einem nassen Rasenplatz für nicht tauglich erschien. Und was passiert heute? Beim 25-Meter-Freistoß rutscht mein Torwart aus und muss den Ball zum 0:1 passieren lassen. Was soll man da noch sagen?"Die Nerven liegen blank beim Neuling. Tatsächlich wurde mit diesem Gegentreffer die neunte Niederlage des Aufsteigers eingeleitet. Am Ende gewannen die Gäste aus Neu-Anspach nach mäßiger Leistung mit 2:1 und holten damit ihren dritten Sieg in Serie. Die Cetin-Elf bleibt mit nur einem Punkt Tabellenletzter, das Ziel Klassenerhalt ist schon jetzt in weiter Ferne.
Nicht nur die erneute Niederlage vor eigenem Publikum stimmt die Eintracht-Anhänger nachdenklich. Auch die gestern gezeigten Leistungen der Spieler geben wenig Anlass zum Optimismus. Bezeichnend: Erst in der 73. Minute kamen die Hausherren zur ersten Torchance, die der eingewechselte Serhat Karabas aus halblinker Position kläglich vergab. Da sich die Gäste gestern Nachmittag mit ihrer Spielweise auch nicht als Schwergewicht der Gruppenliga präsentierten, stellten Oberurseler Anhänger sich die Frage: Gegen wen will die Eintracht noch gewinnen? Die Partie hatten die Vereinsverantwortlichen auf den holprigen Rasenplatz am Eschbach verlegt. Die Spielfläche erinnerte an eine „Zirkuswiese", die allen Spielern erhebliche Probleme bereitete. So kam während der 90 Minuten nur wenig Spielfluss auf.
Die Gäste fanden nach dem Anpfiff der gut leitenden Schiedsrichterin Anne Uersfeld aus Mainz schneller ins Spiel. Schon in der 2. Minute stand Marco Weber frei vor Eintracht-Keeper Itter und vergab diese große Chance kläglich. In der Folgezeit drückte die Elf aus dem Usinger Land auf das Tempo, die Hausherren standen tief, reagierten nur und warteten auf die Fehler des Gegners.
Ein mitgereister Anspacher Fan kritisierte lautstark: „Die mauern doch nur, stehen nur hinten drin, da ist es für uns schwer".Bis zur 37. Minute passierte quasi nichts. Dann schien der Führungstreffer für die von Frank Gerster trainierte Anspacher Elf zu fallen. Marco Weber hatte im Strafraum aus spitzem Winkel abgezogen, und Itter wischte die Kugel aus dem Winkel.
Der abgewehrte Ball erreichte FCN-Außenverteidiger Vladislav Fomin, der aus kurzer Distanz mit seinem Kopfball aber auch am Eintracht-Torwart scheiterte. „Tor", schrieen Neu-Anspacher auf den Rängen, aber nichts war’s.Bis zum Pausenpfiff tat sich nicht mehr viel.
Enttäuschung auch bei Norbert Rudolf, langjähriger Spielausschussvorsitzender des FCN: „Von uns eine ganz schwache erste Halbzeit. Grottenschlecht. Wir haben kein Konzept."Nach Wiederanpfiff das gleiche Bild. Das Gerster-Team drängte auf den Führungstreffer, die Eintracht verteidigte mit Mann und Maus. Eine Standardsituation, ein Freistoß, musste für den Favoriten herhalten. Aus 25 Metern drosch Enrico Weber die Kugel flach links an der Mauer vorbei ins untere Toreck (54.). „Torwarteck, der Keeper hat hier falsch gestanden" kommentierte Uwe Günter, Vorsitzender der Trainervereinigung Hochtaunus, sachlich den Führungstreffer.
War das der Türöffner für den Tabellenneunten? Das konnte man so sagen, denn das 2:0 ließ nicht lange auf sich warten. Torschütze war Marco Weber, der einen schweren Abwehrfehler ausnutzte (60.).Wie aus dem „Nichts" folgte dann der Anschlusstreffer für die Hausherren. Für einen weiten Einwurf in den Strafraum fühlte sich bei den Gästen niemand zuständig. Tufan Duroglu nahm das Geschenk an und köpfte über FCN-Torhüter Kai Schroers zum Anschlusstreffer ein. Da sah die Abwehr des Gerster-Teams richtig alt aus.
Neue Hoffnung keimte jetzt beim Tabellenletzten auf, der noch einmal alle Kräfte mobilisierte. Doch die nächsten Rückschläge folgten: Kapitän Mustafa Koyun bekam nach einem erneuten Foul die „Ampelkarte" (82.), und Ömer Hotaman musste ebenfalls vorzeitig mit Gelb/Rot vom Platz (90.+2).Fazit: Ein „dreckiger Sieg" für den Favoriten aus Neu-Anspach. Er ist verdient, da die Gäste-Elf mehr investierte und auch die besseren Fußballer in den Reihen hatte.
Mehmet Cetin (Trainer Oberursel): „Man hat gesehen, dass wir Tabellenletzter sind, denn die entscheidenden Kleinigkeiten sind wieder gegen uns gelaufen. Der FC Neu-Anspach hat eigentlich nur die ersten 15 Minuten so richtig Druck gemacht, dann war das Spiel doch offen, allerdings mit mehr Spielanteilen für die Gäste. Das Spiel mussten wir heute aus meiner Sicht nicht unbedingt verlieren – einfach saudumm gelaufen".
Frank Gerster: (Trainer Neu-Anspach): „Wie erwartet war das ein Arbeitssieg. Der Gegner hatte gar keine Torchance, trotzdem ist es zum Schluss noch einmal eng geworden. Wir haben mehr in das Spiel investiert, deshalb haben wir auch verdient gewonnen. Fußballerisch war es natürlich nicht das, was ich erwartet habe. Das Fehlen der Kreativkräfte Oliver Pauls, Eric Becker und Achraf Gala Ali hat sich bemerkbar gemacht, die spielerischen Elemente haben etwas gefehlt. Es war ein ,dreckiger Sieg’."
Mustafa Koyun (Spielführer Oberursel): „In der ersten Halbzeit hatte der FC Neu-Anspach mehr vom Spiel. Wir waren zu zögerlich und haben uns zu weit zurück gezogen. Dann haben wir im zweiten Spielabschnitt ein bitteres Tor kassiert und sind erst nach dem 0:2 aufgewacht. Nach dem Anschlusstreffer hatten wir eine gute Druckphase, die aber leider nicht von Erfolg gekrönt war".
Maximilian Lorenz (Spielführer FC Neu-Anspach): „Wir wussten, dass auf dem holprigen Platz kämpferische Elemente für den Sieg entscheidend sein würden. Bis zum Anschlusstreffer hatte die Eintracht nicht eine Torchance. Bei dem Gegentor haben wir hinten „gepennt". Über die gesamte Spielzeit waren wir die bessere Mannschaft."
Bild: Heiko Rhode
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